Mit dieser Frage bist Du nicht allein. Das haben sich schon viele Millionen von Menschen vor Dir gefragt. Die Antwort weißt nur Du – und meist ist die Antwort ein Ja. Wer sich fragt, ob eine Suchterkrankung vorliegt, hat dafür einen guten Grund.
Das eigene Verhalten in Bezug auf psychotrope Substanzen, Online-Nutzung, Spiele und viele andere Aspekte hat einen kritischen Punkt erreicht, der die Frage fast zwangsläufig aufwirft. Da dieser Prozess schleichend vorangeht, kommt der Punkt im eigenen Empfinden und Denken meist später als der tatsächliche Beginn einer Suchtkrankheit aus medizinischer bzw. psychologischer Sicht.
2017 lagen alleine die alkoholbedingten Suchtdiagnosen (ICD10 F10) bei den ärztlichen Diagnosen mit über 300.000 auf dem 2. Platz in der Rangliste¹ der häufigsten Diagnosen. Du bist also nicht allein.
Die große Häufigkeit der Krankheit Sucht schlägt sich überall auf der Welt in der großen Anzahl an Selbsthilfegruppe nieder. Allein in Berlin gibt es über 600 Treffen von Süchtigen². Eine Selbsthilfegruppe zu besuchen, ist oft der erste Schritt für Süchtige. Weil man ja noch nicht sicher ist, ob man süchtig ist, fragt man Leute, die es scheinbar schon wissen: andere Süchtige. Eine Arztpraxis oder Klinik ist erstmal eine zu große Hürde. Außer man hat das Gefühl, wegen des eigenen Suchtverhaltens gleich sterben zu müssen: dann geht man besser in die Notaufnahme eines Krankenhauses.
Die Krankheit Sucht hat viele Ausprägungen, von denen man nicht selten auch gleich mehrere an sich selbst wiedererkennt. Ganz vorne steht da die Sucht nach Alkohol bzw. Drogen – die körperlichen und seelischen Folgen sind irgendwann verheerend. Arbeitssucht, zu viel oder zu wenig essen oder Attacken, Internet und Spielen, Glotzen, Sex- und Beziehungs-Sucht, Helfen-Syndrom, exzessiver Sport – das alles kann Ausdruck der Krankheit Sucht sein.
Für die verbreitetsten und mörderischsten Süchte – Alkohol und Drogen – sind weltweit die Selbsthilfegruppen Anonyme Alkoholiker und Narcotics Anonymous am Start, um Hilfesuchende wie Dich mit offenen Armen zu begrüßen, Dir beizustehen und Deine Fragen zu beantworten. Geh einfach mal zu einem sogenannten Meeting. Es kostet nichts, Du musst nicht Mitglied werden und kannst einfach nur zuhören, ohne viel sagen zu müssen – erstmal nur Deinen Namen, damit die anderen Dich begrüßen können.
So ein Meeting mit anderen Süchtigen ist genauso albern, wie Du es vielleicht schon in Filmen gesehen hast – aber es wird Dir gefallen. Nach Deinem ersten Meeting wirst Du Dich besser fühlen.
Noch einfacher und anonymer ist es, eine digitale Suchtgruppe zu besuchen. Im Browser kannst Du jederzeit einsteigen oder rausgehen. Ohne Anmeldung. Dank der Anonymität fällt es leichter, Fragen zu stellen, die schwer über die Lippen gehen. Weil Du Dich nicht zeigen musst, kannst Du ungeniert im Schlafanzug und ungekämmt spontan mitmachen.
Gruppen, die wie ein Forum funktionieren – also nicht in Echtzeit – kannst Du rund um die Uhr zu der Zeit aufsuchen, wann immer es Dir gerade passt. Natürlich kommen Antworten und Kommentare nicht sofort.
Gruppen, die sich wie ein Chat in Echtzeit verabreden, fühlen sich fast wie ein persönlicher Besuch in der Gruppe an. Auf eine Frage gibt es sofort Antwort. Manche setzen zusätzlich Audio oder sogar Video ein – das kann man selbst auch aktivieren oder lassen.
Digitalen Suchtgruppen fehlt natürlich das Persönliche. Die Aura von echten Menschen ist für das soziale Wesen Mensch sehr wichtig. Erste Kontakte zu knüpfen fällt vielen über Online-Kanäle leichter, zumal wir durch Social Media damit vertraut sind.
Links
- Selbsthilfegruppe Alkohol Anonyme Alkoholiker
- Selbsthilfegruppe für alle Drogen Narcotics-Anonymous.de
- SeKIS – Selbsthilfe Kontakt und Informationsstelle www.SeKIS-Berlin.de
- Drogennotdienst Drogennotdienst.de
Quellen
1 Die 20 häufigsten Diagnosen 2017:
https://www.netdoktor.de/krankenhaus/kliniken-die-20-haeufigsten-d-11203.html
2 Filter „Sucht“ am 24.7.23 bei SeKIS Berlin abgerufen:
https://www.sekis-berlin.de/index.php?id=1585